Da sind wir wieder

Hach. Endlich wieder meine Zeit. Mein Biorhythmus atmet auf. Ich bin morgens, dank der Zeitumstellung, weniger müde. Wenn ich los fahre ist es heller. Ja, klar, es ist abends früher dunkel. Hätten wir die ewige Sommerzeit, wäre es fast bis zum Mittag dunkel. Nein danke. Die ersten 10 Jahre meines Lebens bin ich ohne Zeitumstellung aufgewachsen und ich kann euch versichern, wir haben im Sommer auch ewig draußen gesessen und gespielt. Wenn es tatsächlich zu einer ewigen Sommerzeit kommt, muss ich mir was überlegen. Und anscheinend bin ich damit nicht alleine. Nicht umsonst wurde das in Russland nach 4 Jahren wieder abgeschafft. Dramatischer Anstieg von Depressionen und Schlafstörungen. Warum nach so einem Versuchsballon ein anderes Land den selben blöden Fehler machen muss, bleibt mir ein Rätsel. Wir werden sehen…

Die letzten beiden Wochen hab ich als unglaublich anstrengend empfunden. Die ganze Zeit mit latenten Halsschmerzen gesegnet (immer wieder mit Manukahonig im Zaum gehalten und am nächsten Tag wieder da), Strohwitwe, hab ich tagelang mit der Steuer zugebracht, Geburtstagsvorbereitungen für das kleine Kind gewuppt und die Verwandtschaft bekocht, Unterricht gegeben, auf der Arbeit ist mir vor lauter Terminen täglich der Kopf geplatzt. 2 Podcast aufgezeichnet, ein Konzept geschrieben, die Kinder zum Sport, Arzt, spielen kutschiert, die Katze in einer schweißtreibenden Aktion gefangen, eingesperrt und zum Tierarzt gefahren, einen Kindergeburtstag organisiert, die HMMIs ausgeschrieben, am Anfang meines Buches gefeilt (macht euch keine Hoffnungen, es ist der 382829 Versuch). Ehrlich, gestern war mein 1. freier Tag und der war sooo dringend nötig, das kann ich gar nicht beschreiben. Davon könnte ich mehr gebrauchen allerdings muss ich mich noch bis Weihnachten gedulden.

Bis auf die Steuer und den Tierarztbesuch hat alles andere ziemlich viel Spaß gemacht. Sonst wäre das auch nicht zum aushalten.

Und obwohl das Jahr sich mit riesigen Schritten dem Ende zuneigt, gibt es noch total viele Sachen auf die ich mich so freue:

Das kommende Wochenende in Brandenburg bei meiner Freundin Schlüpper-Sabine. Ich darf über Hausmittel für Hunde, Schlagfertigkeit für Hundehalter und den Hund als Haushaltshelfer referieren. Dann ist es auch schon bald wieder so weit, im Ruhrpott (meiner 2. Heimat) zum Thema Großgruppen zu sprechen und gemeinsam mit Hanna Kolleginnen im Mantrailingtrainer Modul 1 anzuleiten. Dann werde ich auch noch einen Podcast aufzeichnen und mit Pia neue Pläne schmieden. Das wird spannend. Ein Vortrag „Wie lernt mein Hund“ in unserem Stammlokal steht auch noch aus.

Es folgt die legendäre Hundeschulweihnachtsfeier *yiepieh*, dicht gefolgt von einem Currywurst-Abschiedsessen mit lieben Kunden/Freunden. Dann habe ich noch eine eigene Fortbildung, was wie Urlaub sein wird, weil ich nur sitzen, beobachten und zuhören werde. Zum Schluss krönt ein Auftritt mit einem Teil meiner Dogdancegruppe auf dem Weihnachtsmarkt mein Jahr (Notiz an mich selber: Aaaaaaalter, mach die Choreo fertig!!!). Und Zack, ist Weihnachten. Na ja nicht ganz, denn im Grunde war das nur der Hundekram. Es kommen noch diverse schulische Veranstaltungen und Feiern auf der Arbeit dazu. Ich gehe mit der Besten aller Terminfeen essen, werde mit den Kindern den Weihnachtsmarkt besuchen, mit dem Anmichrangetrauten Eggnog brauen und Kekse backen. Meiner Mutter die Weihnachtszeit, in der das Alleine sein besonders schwer ist, versüßen und die letzten Geschenke besorgen.

Ich werde verfroren vor dem Ofen bibbern (die Halle ist ein Eisschrank), Bücher lesen, Hörbücher hören, Filme gucken. Ich werden backen, kochen, dörren und slowcooken 😊. Ich werde die Katzen clickern, verfluchen, schmusen und sie suchen. Ich werden mir ausmalen, wie wohl mein neuer Hund sein wird, woher er kommt, wie er aussieht und wo ich ihn finde (nein, vielen Dank, aber nein, ich schaffe das ganz alleine. Das ist eine sehr persönliche und für lange-Zeit-Entscheidung, die ich mit niemand anderem treffe als mit dem Anmichrangetrauten).

Und auf all das freue ich mich unglaublich. Das pralle, anstrengende, fröhliche und lebendige Leben an dem ich teilhaben darf. Mit allen Ecken und Kanten, ungeplanten Katastrophen, dem Termindruck und der Lässigkeit. Den fröhlichen neuen Begegnungen, dem Austausch, dem Lernen und Lehren, Wiedersehen und Abschied nehmen. Hurra, genau so hab ich es gern, so kann es bleiben.

In diesem Sinne (lasst uns schnell schlafen gehen) bis die Tage, Druckma 👋🏻

Kinderkram

Heute reden wir mal über meine Kinder. Ich schreibe den Beitrag übrigens jetzt zum 3. Mal. Der erste endete mit erhobenem Zeigefinger, weil ich finde, dass wir häufig in einer kinderfeindlichen Gesellschaft leben. Das war aber eigentlich nicht mein Ziel, darum hab ich es gelöscht.

Der zweite Beitrag endete für mich fast tränenreich, weil mir so unheimlich viele Kinder leid tun. Wenn dieser scheußliche Film über Kindererziehung (über den gerade alle reden) in die Kinos kommt und Nachahmer findet, dann werden es noch viel, viel mehr Kinder die mir leid tun.

Jetzt bin ich per se keine Kinderexpertin, weil ich mal 2 davon auf die Welt gepresst habe. Wahrlich nicht. Genauso wie jemand 57 Jahre Hunde halten und trotzdem überhaupt keine Ahnung haben kann. Was für mich und meine Familie gilt, kann für andere ganz schlecht oder einfach falsch sein. Ich will auch keinen Ratgeber schreiben. Ich möchte nur von Dingen erzählen, die ich im Lauf meines Mutterseins als hilfreich, für mich richtig und gut empfunden habe. Manchmal schlichte Erkenntnisse aus dem Training mit Tieren.

Als meine Kinder noch sehr klein waren hat mich oft der Satz gerettet, dass sie absolut nichts tun um mich zu ärgern. Vielmehr geht es um unerfüllte Bedürfnisse, manchmal auch Schmerzen, aber nicht um das Austesten von Grenzen, Manipulation der Eltern oder Dominanzgedöns. Ich glaube wenn man bei so kleinen Menschen schon auf diese Ideen stößt und ihnen glaubt, dann wird das Leben für die Kinder hart und unfair. Je klüger die Leute sind , desto eher nehmen sie Bücher in die Hand. Wenn du also den oben aufgeführten Mist glaubst, lies mehr. Lies darüber warum Babys noch unfertig geboren werden, warum sie noch keinen Schlafrhythmus haben und dagegen auch kein Schlaftraining hilft. Das macht sie nur hilf- und hoffnungslos. Lies warum körperliche Zuwendung und Trost, Geduld und Liebe so wichtig sind, auch wenn man brüllt. Gerade dann. Ist übrigens fast so ähnlich, als wenn du weinst.

Wenn Kinder dann anfangen über Worte zu kommunizieren, wird vieles einfacher und doch schwerer. Denn plötzlich sagen die Knirpse „nein“. Hier hat mir beim darüber nachdenken geholfen, dass meine Kinder zu anderen Menschen „nein“ sagen sollen und dürfen. Wenn sie keinen Körperkontakt wollen, wenn sie blödem Gruppendruck standhalten müssen oder einfach für sich selber entscheiden etwas nicht tun zu wollen. Und wo übt man Verhalten? Na zu Hause. Darum sagen sie dann eben auch zu dir nein (man lernt schnell Fragen oder Wünsche zu formulieren, auf die man nicht mit ja oder nein antworten kann). In diese Zeit fallen auch die Trotzphasen . Die haben mich anfangs so viele Nerven gekostet und sind bei beiden Kindern sehr unterschiedlich verlaufen. Dann habe ich irgendwo gelesen, dass diese Phasen nur entstehen, weil sich die Kinder ein Stück weiter abnabeln und die Eltern nicht los lassen.

Hui, das fand ich spannend. Ich habe beobachtet was die Kinder glauben alleine zu können und tatsächlich war immer irgendetwas da, was wir verändern konnten. Weniger Hilfe, mehr eigene Entscheidung, mehr Selbstständigkeit. Danach war es ein Klacks.

Als die Kinder in den Kindergarten kamen mussten wir mit der Trennung umgehen, mit teilweise komischen Ansichten von Erzieherinnen, gewalttätigen anderen Kindern und seltsamen Richtlinien. Ich hörte Sätze wie „Kinder die nicht puzzeln lernen niemals Mathe“, „alle Kinder müssen aufessen“ und anderen Quatsch. Zu dieser Zeit war mein Bauchgefühl aber schon gut. Soll heißen, was mir nicht einleuchtet, was einfach nur abwertend oder entgegen jeder Leentheorie ist, kann ich geschmeidig überhören oder Kontra geben. Eins dürfen wir nicht vergessen: Niemand kennt unserer Kinder besser als wir selbst. Sie sind keine Engel und keine Teufel. Sie machen Quatsch, mobben, schummeln, verstecken und zerstören. Aber sie lachen auch köstlich, fragen um Hilfe, sind sozial, hilfsbereit, lernbereit, neugierig und klug. Und sie haben 10000 Facetten. Darum mag ich auch keinen Etiketten aufkleben (es sei denn, sie sind wunderbar). Kein Kind ist andauernd dominant, wie man hier sagt „muksch“ (beleidigt), brutal oder dumm. Und wenn das bis jetzt bei den Erwachsenen nicht so gut geklappt hat, dann brauchen sie jetzt ihre Eltern als Verbündete die ihnen zuhören, vertrauen und glauben (nicht alles und immer) aber erstmal.

Und dann werden sie rasend schnell älter und gehen in die Schule. Sie üben weiterhin Sozialverhalten und sind nicht perfekt. Wie ihre Eltern. Sie probieren Sportarten aus, entdecken vielleicht Musik für sich, finden Freunde und erste Hobby kristallisieren sich heraus. Während sie noch mehr oder weniger gut durch die Grundschulzeit kamen, werden die Konflikte durch Hausaufgaben und Schulnoten immer häufiger. Zimmer aufräumen, Medienzeit, Verabredungen und andere Aktivitäten bieten jede Menge Raum für Konflikte. Der Geschwisterkrieg tobt oftmals gnadenlos und langsam werden die verbalen Attacken so, dass ich den ganzen Text schwärzen müsste, würde ich hier einen Dialog wieder geben. In dieser Phase befinden wir uns gerade. Aber auch hier helfen mir viele Gedanken die ich mir mache, durch den Alltag.

Ich habe vor Jahren von der Freundin einer Freundin erfahren, deren Kind sich vor einen Zug geworfen hat. Wegen eines schlechten Zeugnisses. Gibt es etwas schrecklicheres? Was würde die Mutter heute ändern, wenn sie ihr Kind wieder hätte? Wäre ihr eine Deutsch-, Mathe- oder Geschichtsnote nicht scheißegal? Kann man sich nicht auch noch im Erwachsenenalter auf dem 2. Bildungsweg schlau machen? Mir war die reine Erzählung Lehre genug um zu verstehen, was ich nicht will. Ich lasse meine Kinder nicht als Mensch benoten oder bewerten, weil sie kein Talent für Chemie, Sport oder Geschichte haben. Sie können nicht alles können. Kann ich auch nicht. Eine schöne Kindheit ist für mich mehr wert, als durchbüffelte Nachmittage oder Wochenenden. Wohin das führt? Keine Ahnung. Wenn wir später alle dem Staat auf der Tasche liegen sage ich euch bescheid. Bis dahin warte ich ab, was sie mögen, was sie anfixt, wohin die Reise geht.

Und genau aus diesen Überlegungen heraus habe ich neulich beim Mittagessen gefragt, was von unserer Erziehung sie später an ihre Kinder weiter geben wollen. Ich fand schon mal super, dass keiner gesagt hat: Ich will keine Kinder 😁. Kind 1 wollte wissen, was für einen Erziehungsstil ich meine. Anscheinend spürt er keinen 😂. Ich mag das Wort ja auch nicht. Man kann das durchaus ersetzen durch Werte oder Rituale. Letztere mag ich zum Beispiel sehr gerne. Ich ritualisiere wie der Teufel. In der Vorweihnachtszeit kommt der Kicker vom Dachboden und dann gibt es jeden Abend ein Duell bis einer heult. Absolute Torköniginnen sind Kind 2 und ich. Einmal in der Woche koche ich etwas Neues. Wir sammeln unser Kleingeld und wenn die Vase voll ist, gehen wir alle zusammen essen.

Einmal am Wochenende ist Fernsehabend. Mit Knabberkram, Sofakuscheln und allem drum und dran. Wer Geburtstag hat ist Königin/König für einen Tag. Wir spielen Sockenmemory. In den Ferien wechsele ich die Zahnbürsten. Zu Beginn der Ferien gibt es eine Pizza. Ich lese immer noch vor, wenn das gewünscht wird. Wer Unfug macht, muss für die Konsequenzen gerade stehen. Ich sage im Voraus an, wann etwas beenden werden muss (Spiele, Fernsehen, aufräumen). Ich möchte dass wir uns ab und zu fragen wie der Tag war. Wir hören auf zu essen, wenn wir satt sind (da hinke ich hinterher). Wir üben kontinuierlich „Bitte, Danke, Gesundheit, Entschuldigung, guten Morgen, guten Appetit, gute Nacht und ich hab dich lieb“. Und das sind nur einige meiner Rituale.

Darum hat mich interessiert wie die Kinder das sehen. Kind 1 würde seinen Kindern mehr Medienzeit gewähren. Als ich lachend auf dem Fußboden zusammen breche, weil mir gar nicht bewusst war, dass er da eine Einschränkung hat (außer dass die Elektronik nicht mit zum schlafen aufs Zimmer geht) redigiert er schnell, dass wir ihn aufs Gymnasium geschickt haben und er GAR KEINEN PLAN HATTE von Homepage-Programmierung, googeln und Online-Banking.

Aha. Böse Rabeneltern wir. Ehrlich, nicht zu lachen fällt so schwer. Außerdem, sagt Kind 1, hätte er später immer gute Laune. Sein Blick geht zum Anmichrangetrauten. Mal abgesehen davon, dass Kind 1 das schlecht gelaunteste Kind auf dem Planeten ist, wenn ich ihn werktags wecke, wissen wir jetzt von wem er das geerbt hat. Ich habe überlegt mir das für seine Kinder schriftlich geben zu lassen.

Er würde später mit seinen Kindern auch gerne kochen. Dass er keinen Schuldruck hat findet er super. Das viele seiner Wünsche in Erfüllung gehen (selbst wenn es manchmal echt lange dauert) auch. Das will er seinen Kindern auch ermöglichen. Das wir Quatsch machen, wird ihm jetzt langsam peinlich. Er würde seine Kinder immer ausschlafen lassen. Er selber geht arbeiten, seine Frau auch. Was sie arbeiten weiß er doch jetzt noch nicht (MAMA!!!) Das wars.

Kind 2 würde das mit dem Kochen auch so machen. Tiere haben ist ausdrücklich erwünscht. Kinder sollen auch etliche her, mit denen sie in unserer Nähe wohnt (oh Gott!). Bei ihr dürfen eigentlich alle alles außer gemein sein. Sie geht ebenfalls arbeiten, aber nicht so viel wie ich. Ihr Mann muss im Haushalt helfen. Ansonsten wird alles so gemacht wie hier. Basta.

Und während ich mit ihnen am Tisch sitze und zuhöre und beobachte wie sie mit hochroten Köpfen diskutieren und planen, geht mein Herz über. Diese beiden Wunschkinder die da sitzen, sind echte Persönlichkeiten. Im Lauf ihres Lebens werden sie erst merken, dass sie zwar reifen, aber auch mit 45 Jahren den 15jährigen in sich wieder finden oder die 30jährige die 11jährige von damals mit sich herum trägt. Eigentlich kann ich sie jetzt schon nur noch begleiten. Den Menschen mit Neigungen, Talenten und Leidenschaften sind sie jetzt bereits. Sie werden bald in Versuchung geführt von der Welt und Mitmenschen und können sich dann hoffentlich besinnen auf ihre Werte und was wir versucht haben zu vermitteln. Ein paar Jahre noch sind wir ihre Helden. Ich bin so was von gewillt jede einzelne Sekunde zu genießen, die Schönen und die Schweren, bis sie auszuziehen um die Welt zu erobern.

Ich bin so glücklich über diese wundervollen Menschen, so angefüllt mit Liebe, dass man das unmöglich in Worte fassen kann.

Deswegen gehe ich jetzt nach oben und werde sie fett und gnadenlos durch kitzeln. Die beiden Stinketrullas sind nämlich noch wach und denken ich merke es nicht…

Bevor ich sie kreischen lasse, ein Fazit:

Erziehung ist vorleben und lieben. Nicht weniger und nicht mehr. Schwer, aber schön.

Gute Nacht und bis die Tage,

Dagmar

Uffgehorscht

Heute lernen wir etwas Neues.

Neulich kam mein Sohn ganz aufgeregt zu mir und erklärte mit Nachdruck, in unserem Wohnzimmer sei eine Monstermotte. Sagte ich schon, dass er manchmal die Tendenz zum übertreiben hat?

Ich konnte ihn eine Weile hinhalten, weil ich gerade beschäftigt war. Als das Quieken kontinuierlich zunahm und er sich nur noch im Flur aufhielt, bin ich gucken gegangen.

Ich musste gar nicht suchen, weil ich praktisch sofort hörte, wo sich das Tier befand. Ein brummender Flügelschlag zeigte an, wo sich die Monstermotte aufhielt.

Und dann hab ich kurz meinen Augen nicht getraut, weil ich dachte wir haben einen Kolibri im Zimmer. Da war ein nicht mal kleines Flugobjekt mit einem deutlich sichtbaren Rüssel, dass in der Luft stehen und extrem gut navigieren konnte. Wow.

Ich bin dann mit Becher und Pappe auf die Jagd gegangen und habe das kleine „was-auch-immer“ in die Freiheit entlassen. Erst danach habe ich mich ans iPad gesetzt und gegoogelt.

Es war ein Schmetterling (Nachtfalter) der auch tagsüber fliegt. Eigentliche ist er bisher hier nicht zu Hause und kommt aus dem Süden. Da er aber bis zu 2000 km zurück legen kann und der Sommer echt heiß war, trifft man ihn jetzt wohl auch hier.

Als ich das meinem Mann erzählte, war er so neidisch, weil er noch nie ein Taubenschwänzchen in echt gesehen hat. Ich bis dato ja auch nicht.

Seitdem haben wir 3 (!) gesehen. Eins davon bei meinen Schwiegereltern, eins bei einem Freund meines Mannes. Ich gehe also davon aus, dass es unterschiedliche Exemplare sind. Wie faszinierend und niedlich die aussehen. Ich habe Filmaufnahmen für euch:

Jetzt interessiert mich sehr, ob ihr auch schon ein Taubenschwänzchen gesehen habt! Wenn ja, wie hat es euch gefallen?

Ich bin schockverliebt und habe einen neuen Lieblingsschmetterling ❤️.

Liebe Grüße und bis die Tage,

Flatterma

Eine Woche Mantrailing…

…vom Feinsten ist vorbei.

2 x im Jahr veranstalten wir, jeweils im Frühling und Herbst, eine Woche Mantrailing. Zwischenzeitlich hat sich der Name HMMI eingebürgert (Harz-Mountain-Mantrailing-Intensivwoche). Mantrailing, das weißt du bestimmt, bedeutet der Hund sucht nach der Individualspur eines Menschen. Wenn es gut läuft, eben nur nach diesem speziellen Menschen, von dem der Hund zu Beginn eine Geruchsprobe erhalten hat. Kopurlierende Paare, Pilzsammler und Sternengucker werden in Ruhe gelassen. Als Geruchsprobe geht so ziemlich alles was du dir vorstellen kannst: Jegliche Körperflüssigkeit, Dinge die nur kurz berührt wurden, Sachen auf denen man gesessen hat, abgebissene Kekse oder Zigarettenstummel, Barthaare oder Atemluft. Kein Wunder dass der Sport boomt, es gibt viele Möglichkeiten zu staunen oder sich zu ekeln.

Wir, meine Geschäftspartnerin Hanna und ich, laden 2 x im Jahr ein und was soll ich sagen, die Leute kommen.

Vorher (es liegen 6 Monate zwischen den Terminen) bin ich voller Vorfreude! Weil wir jedes Mal so viel Spaß zusammen haben. Unabhängig vom Wetter. So dass ich es kaum erwarten kann. Nur meine Füße, Knie und Hüften melden leise Zweifel an, weil sie sich an letztes Mal erinnern 😂.

Vergangenen Samstag war es wieder so weit. Abends starteten wir mit einem Kennenlernabend bei Fritze. Das ist Tradition. Manchmal gucken Neulinge sparsam, weil wir dort ausschließlich Currywurst und Pommes oder nur Pommes bekommen. Aber das gehört dazu. Der Abend endete fröhlich und es gab keine Klagen bei der Gruppeneinteilung und dem Terminplan für die Woche.

Sonntag starteten wir bei strahlendem Sonnenschein in Clausthal-Zellerfeld, am Rathaus. Da wir mehrere Gebäude zur Verfügung hatten, konnten jeweils 3 Teams mit Hanna im Gebäude suchen, während die anderen 3 mit mir den Neubau unsicher gemacht haben. Die Vormittagsgruppe sucht regulär von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, was für 3 Hunde wirklich luxuriös ist. Für uns Trainer ist es ein Traum, weil jederzeit Toiletten in der Nähe sind.

Dieses Jahr wollten auch viel mehr Teams Fahrstuhl fahren, so dass dieses Mal nur 8 Stockwerke für mich zustande kamen.

Während da letztes Jahr 39 Stockwerke standen (ich war abends soooo tot, das kann ich gar nicht sagen). Die Nachmittagsgruppe mit ebenfalls 6 Hunden kam um 14 Uhr und durfte bis 17 Uhr suchen. Der Tag verlief bis auf eine Durchfallattacke und Hunde die Probleme mit dem Fußboden hatten, schön und harmonisch.

Abends nach dem Essen bespreche ich dann mit Hanna noch die Teams und was uns positiv und negativ aufgefallen ist bzw. woran weiter trainiert werden kann. Das Wochenfeedback gibt es dann am Freitag für jedes Team. An diesem Sonntag haben wir noch an einer theoretischen Prüfung für das Trainermodul 3 gearbeitet und eine E-Mail formuliert und dann war es aber auch gut.

Montags war das Wetter eindeutig schlechter. Da wir aber beschlossen hatten, den Hunden eine möglichst erholsame Umgebung zu bieten, waren wir an einem der Clausthaler Teiche.

Neben Regen gab es eben auch Hagel und Sonne ☀️. Letzteres hätte mir ja gereicht, aber wir wollen den Leuten auch mal was bieten. Unsere Aufgabenstellung und die Wünsche der Leute waren spannend und die Zeit verging wie im Flug. Mittags kehren wir oft bei einem Supermarkt mit Bäcker ein um die Toilette zu nutzen und ein heißes Getränk zu uns zu nehmen. Warum uns so viele Leute anglotzen, verstehe ich nicht.

Am Dienstag waren wir in einer Schule in Osterode. Da wir zum Teil drinnen und zum Teil draußen gesucht haben, waren wir auch nur halb so nass wie am Montag. Beides hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil die Umgebung so abwechslungsreich ist. Drinnen warteten gefühlt 100 Räume auf uns während draußen Spielgeräte, Streichelwiese (mit Hasen, Enten usw.), Bauwagen, offenen Plätzen, Beos und Nymphensittichen in einer Voliere, eine echte Herausforderung dargestellt haben. Großes Kino. Gerne wieder!

Am Mittwoch ist offizieller Pausentag. Also eher für die teilnehmenden Hunde als für uns. Die Theorie am Abend wollte überarbeitet werden, die Strecken für die Helfer vermessen (Donnerstags ist Gruppenübungstag), die Geschichten geschrieben werden. Geruchsproben müssen angefertigt werden, die Helfer müssen die Strecken laufen und eingewiesen werden. Also langweilig war uns nicht. Um 18 Uhr haben wir uns im Landgasthof Trüter in Hattorf getroffen und die Teilnehmer auf die Übung am nächsten Tag eingestimmt. Es ist uns wichtig, dass niemand zu Schaden kommt und alle umsichtig und vorausschauend handeln (was soll ich sagen, das hat schon mal prima geklappt). Um 19 Uhr haben wir den offiziellen Teil verlassen und miteinander gegessen. Es ist nicht selbstverständlich, dass zu diesem freiwilligen Punkt alle TN dazu kommen. Und doch ist es so und wir haben den Abend mit Gesprächen, Spaß und gutem Essen sehr genossen!

Der Donnerstag steht dann immer im Zeichen der Gruppenübung! Jeweils 6 TN finden sich in einer reellen Geschichte wieder, in der jemand verschwunden ist und hoffentlich wieder gefunden wird. Die Gruppe organisiert sich alleine und profitiert von der Erfahrung der TN, die schon mehrfach mitgemacht haben und den innovativen Ideen der Frischlinge. So musste meine Gruppe sich auf die Suche nach der kleinwüchsigen Hattorfer Einwohnerin Claire Grube machen, die am Vortag nicht vom Sport nach Hause gekommen ist. Wer fragt bekommt auch ein Bild der vermissten Person:

Claire Grube ⬆️.

Hannas Gruppe war auf der Suche nach der 24jährigen Gitta Rensolo (meinen Wortwitz haben leider nicht alle verstanden), die nach einem Vorstellungsgespräch als Hundetrainerin nicht wieder aufgetaucht ist.

Beide Gruppen hatten von 9.30 Uhr – 13 Uhr Zeit, wobei immer nur ein Hunde gestartet werden darf. Was soll ich sagen? Zum ersten Mal haben beide Gruppen noch vor Ablauf der Zeit gefunden. Was war das für eine Freude!!!

Wir sind furchtbar stolz auf „unsere“ Leute. Dementsprechend euphorisch waren auch die Abschlussbesprechungen. Das war nur noch Jammern auf hohem Niveau, denn es lief so ziemlich alles ausgezeichnet!

Freitag stand schon unter dem Zeichen des Abschieds. Einige Teilnehmer sehen wir erst in einem Jahr wieder. Das ist verdammt lang! Aber die Sonne schien wunderbar, wir hatten Kaffee und Kuchen dabei und konnten den reichlich müden Hunden hoffentlich noch einmal richtig viel Spaß besorgen.

Zwischendrin und danach führten wir mit jedem Team einzeln ein Feedbackgespräch. Dazu haben wir kurz umrissen, was wir die ganze Woche notiert haben und es gab Hausaufgaben für die Zukunft. Gegen 14 Uhr blieb dann nur noch eine Knuddelrunde in der wir uns immer versichern, dass wir uns bestimmt alle Wiedersehen. Hoffentlich!!! ❤

Für mich ist es gleich ein doppelter Abschied, weil auch Hanna ihre Sachen packt und wieder nach Hamburg düst. Allerdings sehen wir uns dieses Jahr noch 2 x wieder :). Das ist auszuhalten.

Und wenn man dann nachmittags auf sein Sofa sinkt, angefüllt mit lustigen, großartigen und denkwürdigen Momenten, dann sind die Füße, Knie und Hüften scheissegal. Dann freue ich mich einfach wahnsinnig auf die nächste Woche im Frühjahr 2019!

In diesem Sinne, bleibt mir gewogen und bis die Tage,

Dagmar