Nachdem mein Dödelchen überraschend, traumatisch für uns alle, einfach völlig unerwartet innerhalb einer Nacht verstorben ist, sind wir alle in ein tiefes Loch gefallen. Das Problem bei Familien ist, dass immer jemand da ist um dich zu trösten, aber leider ist auch immer jemand traurig. Ich glaube schon, dass wir ein gesundes Verhältnis zum Tod haben, er gehört nun mal zum Leben dazu, aber die eigenen Kinder so traurig zu sehen, tut doppelt weh. Dann ist da noch die eigene Traurigkeit. Einerseits fände ich es furchtbar wenn die Kinder denken würden, der Tod unseres Hundes würde uns nichts ausmachen, auf der anderen Seite mag man sie nicht andauernd traurig machen, wenn sie gerade mal nicht an das Loch denken, dass die wunderbare Olivia in unsere Herzen und Leben gerissen hat.
Lange Rede kurzer Sinn, das nach Hause kommen war ein einziger Alptraum. Jeden Tag aufs Neue. Mindestens 3 – 4 Tage habe ich noch Futter fertig gemacht bevor mir eingefallen ist, dass der Dödi tot ist. Wir haben uns also beratschlagt und festgestellt, dass zum jetzigen Zeitpunkt kein Hund einziehen kann. Ich wusste schon dass ich die Stelle wechsele, aber nicht wann. Im Sommer sollte Kind 2 auf eine weiterführende Schule gehen, mein Mann wartete auf die Zusage für einen mehrmonatigen Lehrgang. Seminare waren vereinbart, Events geplant. Alles Drehen und Wenden half nichts. Ein Hund zu diesem Zeitpunkt wäre totaler Egoismus gewesen. Das wollte ich aber nicht denn hin zu kam zum ersten Mal das Gefühl , dass ich keinen neuen Hund will, sondern einfach nur den Dödi zurück. Nach über 23 Jahren Hundehaltung sind wir aber täglich nach Hause gekommen und fanden die Situation unerträglich. Was also tun?
Ich habe es zuerst ausgesprochen:“Wie wäre es mit einer Katze?“ Ich habe ja 14 Jahre mein Leben mit meiner Karthäuserkatze Mimi geteilt und es war schön. Anders als die Hundehaltung, aber schön. Da unsere Lebensplanung, wie oben beschrieben, einige Wendungen und Neuerungen erwarten ließ, war schnell der Gedanke geboren, dass der Einzug von 2 Katzen nur fair wäre. Schließlich haben auch Katzen das Bedürfnis nach Sozialkontak. Darum schied auch der Plan aus, 2 Babys aufzunehmen. Ich fand selbst 1/2 Tag Wartezeit zu lang für so junge Tiere. Außerdem können kleine Katzen sich im Eifer des Gefechts total gut selbst umbringen, in einem unbeobachteten Moment.
Das mein Mann sofort zustimmte, lässt tief blicken wie auch er unter unserem tierfreien Haushalt gelitten hat. Also machte ich mich auf die Suche nach 2 Insassen von Tierheimen und Tierschutzvereinen. Es gibt kaum etwas einfacheres. Katzen gibt es wirklich wie Sand am Meer. Schnell hatte ich ein Pärchen 1,5 Jahre alter Katzen und Kater gefunden, die aber am nächsten Tag schon vermittelt waren. Also weiter gesucht und im Tierheim fündig geworden.
Unter anderem mit diesem Foto wurden Molly und Leila beworben. 4 und 6 Jahre alt, kastriert, unzertrennlich und seit 1,5 Jahren im Tierheim. Kurze Rücksprache mit dem Anmichrangetrauten und schon vor seinem „okay“ mit Steffi aus dem Tierheim Kontakt aufgenommen. „Ja, sind noch da“, war alles was ich hören wollte. Mittags hab ich Kind 2 das Foto gezeigt, als sie aus der Schule kam. Sie hat mir gesagt, die sind ja ganz süß und wem sie denn gehören? Als ich ihr erzählt habe, dass Beide am nächsten Tag hier einziehen, ist sie in Tränen ausgebrochen. Also war die Sache fast besiegelt.
Als Kind 1 aus der Schule kam, hab ich auch ihm das Foto gezeigt und gefragt, was er von der Anschaffung hält. Er war sofort einverstanden. Ich habe mir vorher die Zustimmung der ganzen Familie gewünscht, weil ich weiß wie schnell es im Zusammenleben mit Tieren auch einmal darum geht, sich zurück zu nehmen oder auch mal etwas zu verlieren. Da wollte ich mir Sätze wie: “Ich wollte nie die Katzen“, gerne ersparen.
Da ich Urlaub hatte, bin ich also am nächsten Tag direkt ins Tierheim gefahren. Steffi war so lieb, mir nicht nur mit der ersten Grundausstattung auszuhelfen, sondern ließ mir auch etwas Zeit mit den Miezen. Der Lebenslauf war schnell geklärt, beide stammten aus dem selben Haushalt, hingen sehr aneinander uns sollten darum unbedingt zusammen vermittelt werden. Molly, die schildpattfarbene Katze war 4, Leila die Schwarze, war 6 Jahre alt. Als ich den Raum in dem die beiden untergebracht waren betrat, war Molly sofort zur Stelle. Sie war super zutraulich und aufgrund ihrer Färbung wunderschön. Okay, etwas mopsig aber ich fühlte mich ihr sofort nah. Sie nahm die Leckerchen freudig an, schubberte sich an meinem Bein und ließ sich laut schnurrend streicheln. Leila hielt Abstand betrachtete mich und fraß die geworfenen Leckerchen zögerlich. Jetzt muss man mir nicht unbedingt erklären, was für ein Stress ein Tierheimleben für alle Tiere bedeutet und das 1. Eindrücke fast nie mit dem übereinstimmen, was sich entwickelt, wenn man in einem Zuhause ankommt. Leila kam tatsächlich innerhalb der nächsten Minuten näher und ich konnte sie aus der Hand füttern. „Das wird alles gut“, dachte ich fröhlich und versuchte sie zu streicheln. Sie hat mir heftig auf die Hand geschlagen, gefaucht und kund getan, was sie davon hält dass ich ungefragt als Fremde in ihr Wohnzimmer stolziere und glaube, meine streichelnde Hand wäre ein echtes Geschenk. Ich gebe zu, ich habe kurz darüber nachgedacht, wie das wohl mit den Kindern klappt. Da mir Steffi aber erzählt hat, dass es dutzende Anfragen für die bunte Molly gegeben hat, aber niemand die langweilige schwarze Katze haben wollte, stand mein Entschluss fest. Die gehen mit. Und mir war klar, wenn die erst bei uns zu Hause sind, dann bleiben die. Egal wie sich was entwickelt. Wenn wir etwas in die Fingern gekriegt haben, dann geben wir es nicht mehr her. Ich mag meinen Kindern nicht vorleben, dass weg muss was nicht funktioniert. Wir sind alle nicht perfekt und Tiere können eine Menge problematisches Verhalten entwickeln, was durchaus zu starken Einschränkung für das eigene Leben mit sich bringt. Aber mein Entschluss stand fest. Zumal ich es einfach unmöglich fand, dass Leute tatsächlich versuchen nur ein Tier aus einem Paar zu adoptieren, obwohl es nur zusammen vermittelt werden soll. Weil es eine „schönere“ Fellfarbe hat. Schlechter kann man einen Tierheimbesuch wahrscheinlich nicht beginnen. Da Molly so extrem extrovertiert war, fühlte sich die Hälfte der Besucher auch noch von der Katze „auserwählt“ und sofort sprechen dann alle sofort von „Liebe“ und sind entsetzt, dass sie das einzelne Tier nicht bekommen, obwohl es sie doch tatsächlich „ausgesucht“ hat. Manche Menschen haben als Kind wirklich zu viel Lassie geguckt.
Mir war vollkommen klar, dass der Großteil des Tages für die Katzen von Langeweile geprägt ist, der dann wiederum in Stress umschlägt, wenn immer wechselnde Menschen, wechselnde Abläufe durchführen. Das meine lieben Knusperkekse, ist keine Kritik, sondern Alltag im Tierheim. Wechselndes Futter, wechselnde Streu und in schlechten Wetterperioden Zimmerhaft tun ihr übriges. Das war mir alles vorher klar und darum wollte ich auch die kleine Schwarze, mit dem Kacknamen, mitnehmen, weil sonst vielleicht Beide in naher Zukunft keine Chancen gehabt hätten, das Heim zu verlassen. Das ich für diese Entscheidung, die ich als Mensch alleine getroffen habe, weder damals noch heute so etwas wie Dankbarkeit von den Tieren erwarten kann, ist doch logisch. So was erwarten nur Lassiezuschauer *prust*.
Während ich überall dieses nachdachte, biss mir Molly kräftig in den Finger, weil die Leckerchen aus waren….
Fortsetzung folgt.