Dank einer kleinen Facebookumfrage, habe ich jetzt erst mal Schreibstoff für gefühlt jeden Tag dieses Jahres. Prima. Auf euch ist echt Verlass Leute. Vielen Dank für eure Anregungen.
Heute erzähle ich euch, warum ich auch an tiefschwarzen Tagen meines Lebens immer wieder die Kurve kriege und Spaß empfinde. Ich speichere in meinem Kopf eine Menge unnützes Wissen. Situationskomik, Dialoge, Witze. Nichts davon speichere ich freiwillig, das passiert einfach so. Ich kann es aber jederzeit abrufen und das ist wirklich ein Geschenk. Na gut, manchmal überfällt es mich auch einfach. Mit einem Bein stehe ich immer im Landeskrankenhaus, weil ich, wenn das Kopfkino erst mal läuft, nicht mehr anhalten kann. Aber was ist das Leben ohne Risiko ?
Beispiel ? Ich sitze im Wartezimmer eines Arztes. Es ist voll, es ist warm, der Lesestoff ist scheiße. Ich daddele im Smartphone herum und lese den Namen meiner Freundin und Trainerkollegin Hanna. Wie aus heiterem Himmel denke ich an einen sommerlichen Nachmittag vor 7 Jahren. Mein Hundeplatz besteht aus 2 Plätzen. Einem Kleinen, ganz umgeben von Lebensbäumen und ,verbunden durch eine Pforte, einem großen Platz. Auf dem kleinen Platz wartet ein Hund mit seinem Mensch. Hanna soll vor den beiden davon laufen und sich verstecken. Dann sollen Mensch und Hund suchen. Ich stehe auf dem großen Platz und will filmen. So weit klar ?
Ich rufe „Hanna“ und drücke auf play. Hanna erscheint in der kleinen Pforte. Einen Moment sieht es so aus, als überspränge sie gazellengleich die Steinkante zwischen den Plätzen. In der Realität bleibt sie mit einem Fuß hängen. Bei mir, in der vollen Arztpraxis sitzend, läuft jetzt das Kopfkino in Slowmotion.
In allen Details sehe ich Hannas lachendes Gesicht, dass sich in Zeitlupe in einen verwunderten, leicht debilen Ausdruck verwandelt, weil eines ihrer Beine nicht mitkommen mag. Der Kopf schwenkt langsam von meiner Kamera weg, nach vorne unten. Es sieht aus, als suche sie etwas wichtiges im Gras. Das verhakte Beinchen entscheidet sich doch noch mitzukommen, was den Körper noch etwas beschleunigt. Leider sind Kopf und Hals schon meilenweit von den Beinen entfernt. Die Ärmchen flattern. Es scheint als haben die Füße einen eigenen Willen und versuchen jetzt doch noch den Körper einzuholen. Hanna läuft also fast horizontal über eine Strecke von ungefähr 20 Meter an mir vorbei. Sie fängt sich wieder, lacht in die Kamera und versteckt sich wie besprochen. Kein Drama meint ihr ? Stimmt. Lustig schon, besonders wenn man dabei war, aber sonst nicht der Rede wert.
Jaha, säße ich nicht in einem Wartezimmer und hätte meine rechte Gehirnhälfte nicht im Zusammenhang mit Hannas Namen, diese Zeitlupenaufnahme in meinen Kopf gebeamt. Ich mache einmal „mmmmmhhmmm“, was als räuspern durchgehen könnte. Ist es aber nicht. Es ist die Vorhut. Lachpetting. Ein bisschen Spucke fliegt aufs iPhone. „Nein, nein, nein,“ denke ich ohne unterlass und spüre den nächsten Lacher aus dem Bauch heraus im Hals aufsteigen. Ich weiß genau wie das endet, glaubt mir. Darum lasse ich das Telefon verschwinden und suche panisch nach Taschentüchern. Eigentlich hatte ich vor so tun, als lache ich über etwas im iPhone. Dafür wird man nämlich nicht eingewiesen. Ein Taschentuch ist aber wichtiger, weil bei einem Lachflash Körperflüssigkeiten fließen: Tränen, Rotz, Spucke.
„Kawusch“ ich sehe Hannas Ärmchen flattern. Ich heule/schnäuze in mein Tuch. „Kawusch“ Hannas Köper dehnt sich auf 10 Meter. Meine Schultern zucken, ich keuche und jeder Anwesende schaut mich alle paar Sekunden an. „Kawusch“ Hannas Gesichtsausdruck in der Kamera. Hoffentlich hält meine Teenalady. „Kawusch“ Hannas Beinchen rennen ihrem Körper hinterher. Ich lasse los. Und lache. Und lache und heule und lache. Ich hab übrigens in so einer Situation noch nie einen ganzen Raum zum lachen gebracht, wie man das immer in den hübschen Bus und U-Bahn Filmchen sieht. Vermutlich weil ich nicht lauthals lache. Ich höre mich an wie ein asthmakranker Ertrinkender. Ich keuche, röchele, huste. Ich winde mich. Ich verschlucke mich, ich belle heiser, kurz, ich flippe mit allen möglichen Glucks- und Gurgelgeräuschen aus. Wenn ich Glück habe erlöst mich irgendwann eine Arzthelferin. Wenn nicht, geht das bis zur totalen Erschöpfung. Vorausgesetzt ich kann wieder reden und jemand fragt was so lustig ist, sage ich Sachen wie: “ Meine Freundin ist früher mal gestolpert, hahahaha“. Weißt du WIE BESCHEUERT sich das anhört ???
Und so will ich alleine nicht weiter leben. Ich will euch infizieren. Ich habe gut aufgepasst als die großartige Vera F. Birkenbihl (Gott hab sie selig) über Meme referiert hat. Ihr könnt das googeln. Gute Meme verbreiten sich weltweit, schlechte sterben aus. Am Beispiel eines Witzes: Ein guter Witz wird weiter erzählt und überlebt Generationen oder wandert um die Welt, ein schlechter nicht, er stirbt aus. Jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema, der Überschrift. An einem verregneten Werktag vor vielen, vielen Jahren, hab ich mich in einer Raucherpause mit einer Kollegin untergestellt. Ich musste niesen und habe mich standartmäßig entschuldigt, weil ich sehr laut, sehr enthusiastisch und ein bisschen feucht niese. Ich habe schon oft vergeblich versucht, das zu unterdrücken und mir die Nase zugehalten. Dann pruste ich durch den Mund. Es geht einfach nicht. Ich habe immer die Frauen bewundert, die tonlos mit einem kleinen Kopfnicken und einem eleganten „püh“ niesen. Bis zu diesem verregneten Tag vor vielen, vielen Jahren. Da vertraute mir die Kollegin fröstelnt an, dass man am Niesen der Frau ihr Temperament im Bett erkennt. Das war jetzt schamhaft umschrieben. In Wirklichkeit hat sie „Orgasmusfähigkeit“ zu mir gesagt. Was das für mich bedeutet war mir an diesem Tag total unklar. Ich hab ein bisschen gelacht und Geschichten gesponnen, aber mein Unterbewusstsein hat dieses Mem ganz tief in mein Gehirn gebrannt. Unlöschbar. Ich bin mir sicher, fiele ich ins Koma, ich würde das nach dem Aufwachen noch wissen. Seit diesem Tag bin ich immer und überall gefährdet, weil Frauen um mich herum niesen.
Hab ich den Püh-Nieser-Typ mit im Raum, brauche ich all meine Impulskontrolle um nicht „du armer Schatz“ laut zu sagen. Niest meine Kollegin, sage ich meist statt Gesundheit „du geile Sau“. Ich habe diese vermeintliche Wahrheit nie wieder vergessen. Und ihr jetzt auch nicht mehr. Es gibt so viele unterschiedliche Nieserinnen dass es eine wahre Wonne ist zu spekulieren: Exotisch, pervers, verknöchert, frigide, langweilig, Naturkatastrophe. Ich wünsch euch in künftigen Meetings, Schulungen, Großveranstaltungen, Wartezimmern, öffentlichen Verkehrsmitteln und anderen Feierlichkeiten ganz, ganz viel Vergnügen falls eine Dame niest. Und bitte nicht lachen. Oder doch, dann aber richtig. Und schreibt mir bloß, wie es war!!! Wenn ihr jemanden mitinfizieren wollt, tut euch keinen Zwang an. Das Leben ist zu kurz zum Trübsal blasen.
In diesem Sinne: H AAAA T S C IIII !
Gehabt euch wohl und bis die Tage,
Dagmar